Computer, Jugendarbeit, OpenSource

Arduino als Soundzähler und Hilfmittel für Jugger

Durch Trommelschläge geordnetes Chaos: Jugger.

Nach Quidditch nun eine weitere relativ neue Sportart: Jugger. Auf der letzten Mitarbeiterschulung hatten wir ein Spielset dabei und haben uns mit sehr viel Spaß um den Jug „geprügelt“. Das einzige, was nervte, war das Zählen der Trommelschläge.

Als ich mit dem Trommeln dran war, kam ich mit dem Zählen immer wieder durcheinander, weil die Spielzüge gerade spannend waren oder ich anderweitig abgelenkt war (aus dem Weg springen zum Beispiel). Durch meinen 3D-Drucker hatte ich mein Wissen in Elektronik wieder aufgefrischt und so kam mir die Idee mein offenbar ungeeignetes Hirn mittels Arduino, Display und Ton-Sensor zu unterstützen. Und keine vier Monate später… 😉

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An dem Poti des Soundsensors kann man später die Empfindlichkeit einstellen.

Hardware

  • Arduino Uno
  • Soundsensor (ich habe einen mit drei Anschlüssen benutzt, manchmal auch FC-04 genannt)
  • vier 1KOhm-Widerstände
  • 4-stelliges 7-Segment-Display
  • Breadbord oder Prototyping Shield oder Platine auf die man direkt lötet
  • Steckverbinder

Das ganze wird dann wie im Schaubild verdrahtet. Vorsicht übrigens bei billigen Breadboards, ich hatte bei einer Testverdrahtung Probleme, deren Ursache ich nicht finden konnte – bis ich das Breadboard getauscht habe.

Software

Wer sich noch nicht mit dem Arduino und seiner Programmierung vertraut gemacht hat, empfehle ich die Einführung auf arduino.cc zu lesen. Es gibt auch genügend deutsche Anleitungen – sogar auf YouTube.

Den Code habe ich mir aus Beispielen und Tutorials zusammengebastelt und es ist mein erster für Arduino, also seid gnädig…

Um die Ansteuerung des 4-stelligen 7-Segment-Displays nicht allzu schwer zu machen, braucht ihr diese Bibliothek.

Zum schnellen Kopieren gibt es den Sketch auch hier zum kopieren oder herunterladen.

Ich habe mich erstmal für den Prototyping-Shield entschieden. Zweiter Schritt ist dann das Löten auf der Platine.

ToDo

Natürlich fehlt noch ein schickes Gehäuse aus meinen 3D-Drucker mit einem gut erreichbaren Reset-Button und Platz für die Stromversorgung. Vorstellbar wäre auch die Nutzung eines Arduino Nanos, um noch kleiner zu werden. Außerdem hätte ich gerne noch eine alle 1,5 Sekunden aufblitzende LED (so lange ist ein Zeiteinheit bei Jugger)(s.u.). Natürlich bin ich auch gespannt auf eure Ideen, Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge!

Und hier die Blogbeitäge und Seiten, die mir dabei geholfen haben: ArduinoEntprellen, 7-Segment-Display, Schaltplan-Darstellung, Sound Sensor, Allgemeines. Herzlichen Dank dafür!!!

Edit: Ich habe eine Lösung für die gleichzeitig in 1,5 Sekunden blinkende LED gefunden und habe sie hier hochgeladen. Im Schaltplan denkt euch einfach noch eine LED: A5 – LED – Widerstand (bei mir 220Ohm)- GND. Das Multitasking habe ich nach diesem Tutorial realisiert.

juggercountEdit 2 (21.8.18):
Es ist soweit. Durch den Nerdurlaub 2018 ist das Projekt zu einem vorläufigen Ende gekommen. Im 3D-gedruckten Gehäuse arbeitet ein Arduino Nano und wird über 3 AA-Batterien oder wahlweise Mini-USB mit Strom versorgt. Danke an meine beiden Mitstreiter, die den Löwenanteil der Lötarbeiten erledigt haben und der Grund sind, dass der Counter nun endlich fertig ist. Aufgrund von Erfahrungen beim Spielen habe ich das Poti für die Empfindlichkeit direkt zugänglich gelassen, um ggfs. nachjustieren zu können. Bei unserem Test des Prototyps war der Wind dermaßen stark (oder wir so laut?), dass der Counter auch ohne Trommel gezählt hat. Und an einen Resetknopf habe ich auch noch in letzter Minute gedacht. 😉

Jugendarbeit, Kirche, Praxis

Pokemon Go – ein Selbstversuch

Man könnte meinen, der Hype um Pokmon Go wäre eine Erfindung der Werbeindustrie – zumindest wenn man nur vor dem PC hockt. Ist man aber zum Beispiel im Schlosspark in Detmold unterwegs, ändert sich das Bild. Horden von Jugendlichen und jungen Erwachsenen tummeln sich zwischen den sogenannten Pokestops um Pokebälle, Tränke und Eier einzusammeln oder das ein oder andere Pokemon zu fangen. Eine Welle des Unverständnisses rollt durch die Erwachsenenwelt über unaufmerksame Pokemon-Trainer im Straßenverkehr oder in den Schulen.

Ob es auch beim Landeskirchenamt Pokemon gibt?
Ob es auch beim Landeskirchenamt Pokemon gibt?

Ich wollte dem Hype trotz rechtlicher Bedenken auf den Grund gehen (bevor er vorbei ist?) und wagte mich in die Welt der Taschenmonster, um zu verstehen statt zu verurteilen. In den vergangenen zwei Wochen konnte man mich bei vielen Gelegenheiten mit dem Handy in der Hand erwischen. So richtig intuitiv ist die Smartphone-App nicht, zwar fange ich die ersten Pokemon recht schnell, aber mit wird nicht klar, wie ich sie möglichst schnell aufbaue, wie ich kämpfe und was ich sammeln und was links liegen lassen sollte. Hier gibt es zahlreiche Tipps in Ratgebern im Netz und bei andere Pokemon Go Spielern. Ich vermute, dass diese Undurchsichtigkeit Teil der Faszination ist, da es immer ein Gesprächsthema gibt. Ein anderer Teil ist die Vielfalt der Pokemon (zumindest am Anfang) und der Überraschungsfaktor der auszubrütenden Eier. Hinzu kommt der Faktor der augmented reality (erweiterte Realität). Die Spielerinnen und Spieler bekommen mit dem Spiel mehr zu sehen, als die Nichtspieler. Als ob man einem Geheimbund angehören würde, zwinkert man sich verschwörerisch zu, wenn man einen Mitspieler sieht und fragt sich, welche Pokemon er/sie wohl schon gefangen und welches Level er/sie hat.

Hier wird es spannend, denn anders als so viele andere Spiele, zwingt Pokemon Go geradezu seine Spieler nach draußen zu gehen und anderen Spielern zu begegnen. Man tauscht sich online, aber eben auch offline über gute Jagdgründe aus und das Jagen, die Besuche der Pokestops und die Kämpfe in den Arenen machen gemeinsam viel mehr Spaß als alleine.

Pokemonjagd mit Jugendlichen
Oh? Was schlüpft wohl aus dem 10km-Ei?

Wie so oft wollte es der Zufall (…), dass PokemonGo kurz vor meiner Jugendfreizeit in meinem Blick geriet und ich mit Pokemon-Grundwissen und 14 Jugendlichen zum Segeln in die Niederlande fuhr. Bedingt durch die Roaming-Kosten war ich so ziemlich der Einzige an Bord (und an Land), der sich über eine Internetverbindung freuen konnte und so reifte in mir die Idee bei einem abendlichen Landgang die Pokemon-Trainer der Teilnehmer zu sammeln und gemeinsam auf Jagd zu gehen. Mein eigenes Smartphone verlieh ich an einen Teilnehmer, dessen Handy nicht die Voraussetzungen für Pokemon Go hatte, der aber trotzdem gerne mal spielen wollte. Wir sahen uns einige Sehenswürdigkeiten von Texel an (dankenswerter Weise sind solche Dinge meistens Pokestops oder Arenen) und spielten gemeinsam und allein, je nachdem, was gerade dran war.

Meinen Beobachtungen nach, lässt die Aufmerksamkeit für die nicht erweiterte Realität dank des Spiels deutlich nach. Mehrfach musste ich meine Teilnehmer auf Autos oder andere Gefahren hinweisen. Gleichzeitig erlebte ich aber eine große Interaktion unter den Jugendlichen, die von gemeinsamer Spannung (ein ausgebrütetes Ei), Schadenfreude (ich habe das Pokemon gefangen und du nicht) bis hin zu gemeinsamem Jubel reichte. Die Gespräche während des Jagens  drehten sich zwar hauptsächlich um das Spiel selbst, hatten jedoch ebenfalls Momente von Tiefe und gänzlich andere Themen.

Bei der Begeisterung wunderte es mich wenig, dass meine Jugendlichen für meine Drei-Worte-Andacht (die Zuhörer geben dem Andachthaltenden zur Vorbereitung drei Worte, die in der Andacht vorkommen müssen) ausgerechnet das Wort Pokemon aussuchten. Glücklicherweise hatte ich kurz vor der Freizeit einen Beitrag gelesen, der sich um Pokemon Go und Christentum dreht und so konnte ich einen Gedanken aufnehmen, den ich spannend fand: Auch wir Christen sehen eine erweiterte Realität. Wir sehen Gottes Wirken in der Welt, können mit ihm interagieren, können Menschen als unsere Schwestern und Brüder sehen und sind wie die Pokemon Go Spieler eine Gemeinschaft, die manchmal für ihre Fähigkeit mehr zu sehen schief angeguckt wird. Sicherlich hat die christliche augmented reality einen weit umspannenderen, wichtigeren und lebensverändernden Kontext, aber vielleicht hilft die Parallele Jugendlichen den Glauben verständlicher zu machen.

Für die nähere Zukunft schwebt mir irgendwie so etwas wie ein Pokemon-Nachmittag mit Jugendlichen vor. Ein Pokestop mit Lockmodulen versehen (sie locken Pokemon an und damit auch Spieler 😉 ) und dann mit geistlicher und physischer Nahrung über Gott, Pokemon und die Welt zu reden. (siehe auch: Licher PokémonGo-Challenge) (Wichtig wie bei allem anderen: Es darf niemand zum Installieren der App getrieben werden! Aber wenn die Jugendlichen eh… ihr kennt das.)

Ich muss gestehen: Pokemon Go hat auch mich unvorsichtiger in einigen Situationen werden lassen, es reizt geradezu dazu. Trotzdem bietet es Möglichkeiten Menschen zusammenzubringen und etwas gemeinsam an der frischen Luft zu tun. Die Faszination hat mich gepackt und ich werde wohl nicht direkt nach diesem Blogpost mit dem Spielen wieder aufhören. Der fade Nachgeschmack des Datenschutzproblems bleibt leider (aber das ist wohl der Preis den man für „kostenlose“ Dienste wie Facebook, Google, PokemonGo u.a. zahlt).

In diesem Sinne: Experimentiert statt zu verurteilen und schreibt mir eure Ideen und Meinungen zu Pokemon Go.

Kirche, Praxis, SocialMedia

Adventskalender auf Snapchat V – Rückblick und Ausblick

In einem Gespräch regte Christian Müller von Sozial-pr.net einen Zusammenschnitt aller Snaps unseres Adventskalender an. Meine Jugendlichen waren von der Idee begeistert und hier ist das (leider unter viel Zeitdruck entstandene) Ergebnis. Wenn ihr etwas ähnliches plant (und mehr Zeit habt), schaut euch mal InstaShot und dieses Video von Jenny an. Beides ist viel schöner als mein schwarzer Hintergrund. Ein bisschen Hintergrundmusik schadet bestimmt auch nicht.

Für Nicht-Snapchat-User arbeiten wir an einer Lösung ohne Anmeldung...
Kein Adventskalender mehr, aber trotzdem ein kirchlicher Kanal

Mit diesem Video und einem Zusammenschnitt des Feedbacks (den ich nicht veröffentlichen werde) schwelgten meine Jugendlichen und ich vorletzten Sonntag in Erinnerungen und planten, was es in Zukunft bei snap.church bei Snapchat zu sehen geben sollte. Aufgrund meines Examens ist eine große Aktion nicht möglich, da ich keine durchgängige Begleitung garantieren kann. Deshalb wurde eine wochenweise Verantwortlichkeit beschlossen, bei der eine bunte Mischung aus Alltag und Kirche zustande kommen soll. Dazu wurde eine besondere Aktion in der Woche vor Ostern verabredet, die jedoch erst im März genauer geplant werden kann.
Also, seid gespannt, das abonnieren lohnt sich weiterhin (übrigens auch ein Abo des YouTube-Kanals, aber da darf ich noch nicht mehr zu sagen… 🙂 )


Alle Teile der Serie:

I – Die Idee II – Vorbereitung III – Durchführung IV – Auswertung V – Rückblick und Ausblick


Kirche, Praxis, SocialMedia

Fragen, Seelsorge und Jugendliche

Vor ein paar Tagen stieß ich durch Zufall bei YouTube auf ein Video von DagiBee. (Für alle, die sich jetzt denken „WER??!?“: Dagibee ist ein Youtubestar mit mehr als 2 Mio Abonnenten ihres YT-Kanals und mehr als 1 Mio Follower auf Twitter.) In diesem Video rief sie ihre Fans an und sprach mit ihnen. Die Dynamik, die sich dabei entwickelte, ließ mich nicht mehr los.

Ein Telefonanruf (ab Minute 4) wird so persönlich, dass er nicht komplett ins Video reingeschnitten wurde. Das davor und danach und auch einige Sequenzen aus den anderen Telefonaten erinnerte mich verdächtig an Seelsorgegespräche. Die YouTuberin war an einigen Stellen sichtlich überfordert, was man ihr kaum vorwerfen kann. Trotzdem kam mir die Frage: Was wäre wenn DagiBee tatsächlich eine Telefonseelsorgerausbildung genossen hätte? Ein Vertrauensverhältnis ist augenscheinlich sofort da und gleichzeitig geben die Fans ihr eine Autorität in Lebensfragen.

DagiBee erreicht fraglos eine Menge Menschen und das mit scheinbar trivialen Dingen. Sie macht Teile ihres Lebens ihren Fans zugänglich, hält sich in bestimmten Punkten aber auch gerne zurück.

Ich stelle mir die Frage, was und ob ich als Seelsorger daraus lernen kann.

Da ich im Moment an meinem Examen arbeite kann ich hier wenig mehr als Gedankenanstöße und Fragen schreiben, vielleicht habt ihr ja Antworten oder schon fertige Gedanken.

  • Sind wir als Seelsorger für die Generation, die jetzt Jugendliche sind, stärker als Persönlichkeiten gefordert? Oder ist das ein Jugendphänomen, das sich auswächst? Oder ist das jetzt schon durchgängig so, dass die Persönlichkeit bei der Wahl eines Seelsorgers eine wichtige Rolle spielt? (Liebe Menschen mit Erfahrung, helft mir bitte mit dem letzten Punkt.)
  • Jugendliche sind offenbar für Seelsorge (vielleicht nur wenn man es nicht so nennt?) ansprechbar, warum sind wir Seelsorger in der Regel nur bei älteren oder viel älteren Menschen?
  • Gibt es einen Kirchenmenschen (mir fällt gerade kein besseres Wort ein, vielleicht: Christ, der das nicht verschweigt) auf YouTube, der Jugendliche ähnlich fesseln kann, wie Dagi? Wenn nein, warum nicht?
  • Können wir als Kirche in den SocialMedia auch gezielt Jugendliche ansprechen? Gibt/Gab es Versuche in dieser Richtung?
  • Ist Religion (und dann auch noch institutionalisierte) überhaupt ein Thema, was YouTuber und ihre Fans anfassen würden? Oder Fan von einem solchen Kanal würden?

Ich bin gespannt auf eure Gedanken. Zum Schluß erlaubt mir noch einen kleinen amüsanten Gedanken, der mir examensmüdem und -verwirrtem Menschen durch den Kopf geht: Wie cool wäre es, wenn DagiBee zum Barcamp Kirche Online kommen würde und uns etwas zu YouTube erzählt und wir ihr etwas zu Seelsorge?!
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PS: Das Barcamp Kirche Online lohnt sich im übrigen auch ohne DagiBee 😉 : 18-20.9.15 in Essen, die Teilnahme ist kostenlos. Onlineanmelung.